Was soll ich dazu sagen?!

„Hmmmm, es ist mittlerweile eine ganze Weile her, seitdem ich dumm angemacht worden bin….

Oder vielleicht habe ich mich auch so sehr daran gewöhnt, dass es mir nicht mehr auffällt?! Ich erinnere mich, als ob es heute wäre. Der alte Mann schrie mich in der Straßenbahn aggressiv an als ich Sara begrüßen wollte. Er dachte einfach, ich wolle Sie belästigen, weil ich mich neben Sie gesetzt und Sie angesprochen hatte. Er hat einfach einmal durch die ganze Bahn gebrüllt: „Lass Sie in Ruhe!!! So ein Mädchen will nichts von euch!“ Alle Köpfe drehten sich zu uns um. Was für eine „cringe“ Situation das war. White people funny tho. Ich weiß noch, wie blass er geworden ist, als Sara ihm erklärte, dass ich ein guter Freund von ihr sei. Man sah, dass ihm das mal so gar nicht ins Bild passte, dass ein Schwarzer mit einer Weißen befreundet ist. Diese Wut seinerzeit und die Fassungslosigkeit in seinem Gesicht kriege ich nicht mehr aus dem Kopf.

 

Alter wie absolut unnötig, das hab ich jetzt mal so gar nicht gebraucht. Wie lange brauchen die Leute noch bis sie endlich mal checken, dass man die Menschen um sich herum zu respektieren hat? Nächstenliebe wird ja bei denen ganz großgeschrieben, tzzz, dass ich nicht lache. Übrigens danke an die Leute, die sich gar nicht eingesetzt haben. Und nur zugeschaut haben. War ja genauso wie bei meiner Mutter damals. Man sieht eine Frau mit Kopftuch und schon benimmt man sich anders, lässt seine Vorurteile, Hass und Frust mit abstoßenden Blicken ihr gegenüber raus. Frau Merkel meinte damals, das Internet sei für uns alle Neuland. Ja, aber im Islamhass seid ihr geübte Profis, oder wie? So richtige Fachmänner halt, ne?!

 

Als ob man diese Blicke nicht merkt, die zu einem sagen, du bist unerwünscht. Das leise Lästern und Kichern, weil man traditionelle Kleidung trägt, das mit den Fingern auf einen zeigen und vorzuheucheln, dass man jemanden bemitleiden würde, weil die Person ein Kopftuch trägt, das für Unterdrückung steht. In manchen Situationen ist meine Mutter die perfekte Zielscheibe – eine schwarze Frau mit Kopftuch und traditionellem Gewand, die sich verbal eh nicht verteidigen kann,
weil sie der Sprache nicht mächtig genug ist. Punkt. Rassismus, Islamhass und Diskriminierung vom Allerfeinsten. Manchmal lassen mich deine Bewohner kotzen, liebes Deutschland.“

 

Abdous Daten:
Abdou Ayewa
Geburtsort/Lebensdaten:
geboren am 20.12.2001 in Kara Kozah/Togo
Wohnort:
Schwarzwaldstraße 62 in 79102 Freiburg
Vater:
Kamilou Ayewa, geboren am 11.01.1972 in Lomé/Togo; Koch in Togo und ehemaliger Taxifahrer in
Freiburg
Mutter:
Naimatou Morou, geboren am 18.04.1977 in Kara Kozah
Geschwister:
Ramadan (13 Jahre), Rodouan (12 Jahre), Karim und Kaija (9 Jahre), Chaabane (5 Jahre)
Schulzeit/Beruf:
Emil-Thoma-Grundschule, Evangelisches Montessori-Schulhaus Freiburg und danach Walter-Eucken-
Gymnasium mit Abschluss Fachhochschulreife; jetzt selbstständig als Videograf;

 

Durch die Teilnahme an der Nahost-AG und der Reise nach Gurs über Paris und Lourdes durfte ich Teil einer interessierten und wissbegierigen Gruppe von Abenteurern sein. Der Sinn war, der Geschichte auf den Grund zu gehen, letztendlich kamen wir bei uns selbst an. Als Jugendlicher mit afrikanischer und muslimischer Prägung war es manchmal besonders intensiv, aber genau das begeisterte mich – die Erfahrung und Auseinandersetzung mit anderen Religionen und Kulturen zu machen.