Was ist Rassismus?

Der Rassismus ist schwer zu definieren. Es geht eher um verschiedene Rassismen, die von der
Situation, den Möglichkeiten eines Menschen, den historischen Umständen und den
Kräfteverhältnissen in der Gesellschaft abhängen.

Die wohl bekannteste Definition ist die von dem Schriftsteller Albert Memmi, der im Jahre
1920 in Tunis geboren wurde. Im Jahre 1964 wurde Albert Memmi in der Encyclopedia
Universalis verewigt. Dort steht geschrieben, dass der Rassismus eine allgemeine Wertung
sei, die von den tatsächlichen oder fiktiven Unterschieden des Rassisten stamme und er diese
zum Schaden seines Opfers macht und dies durch seine Richtlinien oder Aggressionen
rechtfertigt.

Man könnte also im Sinne Albert Memmis sagen, dass nicht die Unterschiede den Rassismus
ausmachen, sondern der Rassismus macht den Unterschied. Ob es diese Unterscheidung nun
in der Realität gibt oder sich die Rassisten diesen nur ausmalen, Rassisten wollen hassen und
wenn es keinen Grund gibt, dann erfinden Sie Gründe.

Rassismus ist eine Ideologie. Bis ins 20. Jahrhundert wurde diese vor allem aufgrund
biologischer Merkmale (Hautfarbe, Formen von Gesicht und Körper usw.) konstruiert, um
damit zum Beispiel Sklaverei und Genozide zu rechtfertigen. Seit der Ächtung von Rassismus
durch die UN nach dem Zweiten Weltkrieg tritt vermehrt sogenannter Kulturrassismus auf,
um unter anderem Grenzpolitik zu rechtfertigen oder Flüchtlinge zu diskriminieren.
Der Glaube an Rassen ist hochgradig irrational. Wissenschaftlich ist klar, dass es keine
Menschenrassen gibt. Aber wenn man daran glaubt, dann hängt es davon ab, wer die Macht
hat, zu definieren, wer zu einer bestimmten Rasse gehöre. Im Grundgesetz und im AGG (Das
AGG ist das einheitliche zentrale Regelungswerk in Deutschland zur Umsetzung von vier
europäischen Antidiskriminierungsrichtlinien, die seit dem Jahr 2000 erlassen worden sind)
wird der hochumstrittene Begriff „Rasse“ verwendet. Die Antidiskriminierungsstelle des
Bundes setzt sich dafür ein, diesen durch die Formulierung „rassistische Diskriminierung“
oder „rassistische Zuschreibung“ zu ersetzen.

Die UN-Antirassismuskonvention definiert rassistische Diskriminierung als „jede auf der
vermeintlichen ethnischen Herkunft, „Rasse“, Hautfarbe, Abstammung oder nationalen
Ursprungs beruhende Unterscheidung, Ausschließung, Beschränkung oder Bevorzugung, die
zum Ziel oder zur Folge hat, dass dadurch ein gleichberechtigtes Anerkennen, Genießen oder
Ausüben von Menschenrechten und Grundfreiheiten im politischen, wirtschaftlichen,
sozialen, kulturelle oder jedem sonstigen Bereich des öffentlichen Lebens vereitelt oder
beeinträchtigt wird.“

Ist Rassismus und Antisemitismus dasselbe?
Beide Begriffe sind eng verbunden, aber es gibt Unterschiede. Der Antisemitismus ist durch
den Antijudaismus – also die Judenfeindlichkeit aus religiösen Motiven – entstanden. Im
Unterschied zum Rassismus, der auf punktuellen Vorurteilen aufbaut, ist Antisemitismus aber
ein umfassendes Weltbild. Das heißt, dass Antisemiten alles, was sie an der modernen Welt
nicht verstehen oder ablehnen, antisemitisch deuten. Im Unterschied zu anderen

Diskriminierungsformen erscheinen Juden im Antisemitismus zudem immer als schwach und
mächtig zugleich.

Häufig hört man die Unterstellung, man dürfe Israel nicht kritisieren ohne als Antisemit
zu gelten. Wie lässt sich denn Judenfeindlichkeit erkennen und von legitimer Kritik
abgrenzen?
Das Interesse an Israel in den Medien ist groß, und das Allermeiste, was – auch kritisch – über
Israel berichtet wird, bezeichnet niemand als antisemitisch. Die Kriterien, die legitime Kritik
von Antisemitismus unterscheiden, sind klar und leicht nachzuvollziehen. Es sind die drei Ds:
Delegitimierung, Dämonisierung, Doppelstandards. Delegitimierung heißt, dass Israel das
Existenzrecht abgesprochen wird; Dämonisierung meint beispielsweise Vergleiche von Israels
Politik mit dem Nationalsozialismus und bei Doppelstandards schaut man auf Israels Politik
anders als auf die anderer Akteure. Das findet sich gerade im linken Antisemitismus immer
wieder, der traditionell propalästinensisch ist.